Diskursanalyse für die wissenschaftliche Arbeit: Durchführung
Die Diskursanalyse ist eine Form der wissenschaftlichen Untersuchung, bei der Texte und andere Inhalte miteinander verglichen werden. Im Fokus steht der Diskurs – damit sind die Aussagen zu einem zuvor definierten Thema gemeint. Der Diskurs wird als wichtiger Faktor in der gesellschaftlichen Debatte gesehen, der sich durchaus lenken lässt. Gegenstand sind Zeitungsartikel oder andere Veröffentlichungen, aber auch andere Medien kommen in Frage. Dass die Datenerhebung für eine wissenschaftliche Arbeit in Form einer Diskursanalyse sehr umfangreich sein kann, leuchtet ein. Die Methodik wird daher bevorzugt bei größeren Abschlussarbeiten verwendet, für eine bloße Seminar- oder Ghostwriter Hausarbeit sprengt sie den Rahmen.
Das ist eine Diskursanalyse
Was genau ist mit der Diskursanalyse gemeint? Der Begriff wurde geprägt von dem französischen Philosophen Michel Foucault. Er legte als erster dar, dass ein Diskurs als Wahrnehmung und Formulierung eines Themas direkte gesellschaftliche Auswirkungen hat – auf Meinungsbildung und schließlich auch auf soziales oder politisches Handeln.
Die Wurzeln und Bedeutung der Diskursanalyse liegen historisch in den Gesellschaftswissenschaften, und dort wird die Methodik nach wie vor gern genutzt. Die Analyse bemüht sich um die Ermittlung des Diskurses in ausgewählten Medien zu einem ausgewählten Subjekt – mit dem Ziel, Praktiken zu identifizieren, die einen Einfluss darauf haben, wie Wirklichkeit in der Gesellschaft oder bestimmten Gruppen wahrgenommen wird. Dank präziser Verfahren und sprachlicher Regeln ist der meist sehr subjektive Diskurs dank der Focault’schen Analyse fassbar.
Methodisches Vorgehen der Diskursanalyse: 5 Schritten
Damit eine Diskursanalyse die gewünschten Ergebnisse liefert, ist ein sehr methodisches Vorgehen wichtig. Der Ablauf ist mit fünf genau beschriebenen Schritten vorgegeben und eignet sich für eine beliebige Diskursanalyse zu einem Forschungsgegenstand Ihrer Wahl.
1. Diskursgegenstand und Fragestellung auswählen
Der Einstieg ist immer die Entscheidung für ein Thema und die Formulierung einer entsprechenden Forschungsfrage – daraus sollte sich der sogenannte Diskursgegenstand ableiten lassen, den Sie untersuchen. Dieser wichtige Schritt bildet den Rahmen für die Bestimmung und das Verständnis von Diskurs. Orientieren Sie sich an einem Diskursanalyse Beispiel in der Fachliteratur Ihres Studiengangs, um einen ersten Eindruck zu erhalten, welche Möglichkeiten Ihnen diese Methodik bietet.
2. Die Diskursebene bestimmen
Der zweite Schritt gilt einer Eingrenzung der Ebene, auf der der Diskurs sich abspielt. Wählen Sie ein gesellschaftliches oder politisches Thema von hohem Interesse, wird dies in verschiedenen Medien diskutiert. Sie können sich also auf Talkshows, Tageszeitungen oder Online-Medien konzentrieren. Sind Medien die Diskursebene, wäre der Diskurs in Zeitungen als Medium eine Unterebene oder ein sogenannter Diskurssektor.
3. Material auswählen
Sie haben nun das „Feld“ abgesteckt, in dem Sie Texte zum Thema bzw. Diskurs Ihrer Wahl sammeln. Der einzelne Text als Teil wird als Diskursfragmente bezeichnet, die Gesamtheit ist ein Diskursstrang.
4. Diskursfragmente analysieren
Nun liegt das Material vor und Sie können mit der Analyse beginnen. Untersucht werden folgende Elemente:
- Sprache
- Struktur
- Form
Zusammen ergeben sie ein Bild davon, wie der Diskurs in die Öffentlichkeit getragen wird – und damit auch sein Einfluss auf die Perzeption in der Gesellschaft.
Nach dem Abschluss der Materialsammlung findet die Analyse statt. Hier werden Sprache, Struktur und Form der Darstellung des Diskurses untersucht. So lässt sich erkennen, wie die Vermittlung von Diskurs und der Einfluss auf die gesamtgesellschaftliche Wahrnehmung stattfinden. Dabei gehen Sie in drei Phasen vor:
- Strukturanalyse als Auswahl von Diskursfragmenten, die den von Ihnen zuvor bestimmten Kriterien entsprechen.
- Feinanalysefür den genaueren Blick auf die Art der Vermittlung von Diskurs – über sprachliche, grafische und andere Aspekte.
- Zusammenführungder beiden ersten Schritte zum Nachweis der Existenz nicht nur des Diskurses, sondern auch seiner Ausrichtung.
5. Resümee der Erkenntnisse
In einem letzten Schritt fassen Sie die gewonnenen Erkenntnisse und das Wissen aus der Analyse zusammen und setzen Sie in einen gesellschaftlichen Zusammenhang – da Sie den ausgewählten Diskurs nun präzise umrissen haben, können Sie seine Konstruktion, die dahinter stehenden Absichten und die Auswirkungen exakt darstellen und in Ihrer Zusammenfassung den Lesern präsentieren.
Diskursanalyse in der Praxis: Beispiel
Wie eine Diskursanalyse in der Praxis aussehen kann, soll Ihnen ein kurzes Beispiel der Methode vermitteln – etwa der Diskurs zum großen Thema Migration.
Forschungsfrage:Wird Migration von politischen Parteien gezielt instrumentalisiert?
Diskursgegenstand:Debatte um Migration in Printmedien mit eindeutiger parteipolitischer Affiliation
Diskursebene:Medien
Diskurssektor:Wochenmagazine als Printmedien
Je mehr Sie das gewählte Feld präzisieren und die Diskursebene bzw. den Diskurssektor einengen, umso leichter wird es Ihnen fallen, die „Konstruktion von Realität“ hinter der vermeintlich neutralen oder sachlichen Fassade im Kontext zu erkennen und fassbar zu machen. Mithilfe der Diskursanalyse verstehen Sie, wie sich Sprechen und andere Äußerungen auf das soziale Handeln auswirken. Die kritische Diskursanalyse ist in der heutigen Zeit angesichts der mehr oder weniger gezielten Einflussnahme auf Meinungsbildung in allen Medien ein wichtiges Tool, mit dem sich Sein und Schein, Fakten und Manipulation voneinander trennen lassen. Diskursive Praktiken herausstellen zu können, wird in Zukunft eine wichtige Kompetenz in wissenschaftlichen Arbeiten darstellen – auch über die gesellschaftswissenschaftlichen Studiengänge hinaus.